F.Schult

Die PsychoSoziale Kolumne
 

 

Wo Du Dich ärgerst...

Neulich beim Einkaufen: Der Laden ist voll, so als würde es morgen nichts mehr zu kaufen geben. Die Menschen um mich herum sind dementsprechend gut oder auch weniger gut gelaunt. Das grelle Neonlicht tut sein Übriges dazu, und auch die Hintergrundmusik kann hier wenig retten. Da kommt es dann schon mal vor, das der Eine dem Anderen aus Versehen den Einkaufswagen in die Hacken schiebt, ihm das letzte Stück Lachs vor der Nase wegschnappt oder am Gemüsestand dreist drängelt um die schönsten Tomaten zu bekommen.
Zu guter Letzt ist auch noch die Kasse übervoll und die dort Wartenden üben sich in Geduld. Vor mir an der Kasse steht eine Frau mittleren Alters. Ihr Einkaufswagen ist voll, sie scheint in Gedanken schon beim Backen oder Kochen zu sein, schaut noch kurz auf die lange Einkaufsliste und legt dann nach und nach den Einkauf aufs Band. Die Kassiererin zieht alle Waren über Ihren Arbeitsplatz, und sagt danach die auf dem Display angezeigte Summe, schiebt noch ein kurzes „Bitte“ hinterher, und wartet auf die Bezahlung.
Gerade in dem Moment kommt von hinten ein junger Mann durch die Schlange um ohne Einkauf den Laden zu verlassen. Die Frau vor mir kramt derweil in Ihrer Geldbörse, bemerkt den jungen Mann dabei nicht und reagiert somit auch nicht auf seine Bitte doch mal eben vorbei zu dürfen.
Dieser wiederum hat es anscheinend so eilig, das er, ohne eine nochmalige Bitte zu äußern an ihr vorbei drängelt, sie dabei leicht anschubst und ihr das eben entnommene Geld aus der Hand fällt. Beide sehen sich den Bruchteil einer Sekunde lang an, und ohne eine Entschuldigung oder ein Angebot der Hilfe geht der Mann weiter. Die Frau wirkt sehr erbost und wütend über diese Dreistigkeit, sagt jedoch nichts. Sie hebt ihr Geld wieder auf und bezahlt.
Auf dem Weg nach draußen begegnet sie noch einmal dem jungen Mann, als der am Ausgang mit einer jungen Frau steht. Sie geht an ihm vorbei, schaut noch einmal zu ihm rüber, schüttelt fasst unmerklich den Kopf, und sagt wiederum nichts.

Nun mögen sie denken: „Naja, was soll sie ihm auch sagen.“ oder „Wer weiß wie der reagiert.“. Vielleicht denken sie auch „Ist ja nichts passiert.“ Da haben Sie natürlich recht, es ist nicht wirklich etwas passiert. Außer das die Frau sich ziemlich über das Verhalten des jungen Mannes ärgert. Sie beschäftigt sich mit diesem Ärger, regt sich innerlich vielleicht auf oder nimmt die Wut mit nach Hause. Irgendwann ist die Situation dann natürlich vergessen. Und doch trägt sie diesen unausgedrückten Ärger seitdem mit sich herum, auch wenn die Gedanken darüber schon lange nicht mehr da sind. Und so steckt dieser unausgedrückte Ärger immer noch in ihrem Körpersystem.
Denn all‘ das was wir nicht ausdrücken, setzt sich in unserem System fest, und gesellt sich zu all‘ dem, was da schon so im Laufe unseres Lebens nicht sein durfte. Und das tut uns meistens nicht gut, sondern zeigt sich dann oft als Körpersymptom in Form von einem Schmerz oder Ähnlichem. Und will uns sagen, dass wir das, was wir da mit uns tun, überprüfen könnten. Das es auch anders gehen kann. Und das es uns gut tut uns auszudrücken, unsere Gefühle zu zeigen, unserem Ärger Luft zu machen.
„Wo Du Dich ärgerst, musst Du handeln.“ sagt schon ein altes Sprichwort. Und das geht ganz ohne Anklage und Missgunst, sondern mit klarem Ausdruck und sprechen von sich selbst.
Vielleicht mit dem kleinen Satz: „Ich drücke mich aus!“ Sie und ihr Körpersystem werden es sich danken. Probieren Sie es doch mal aus, und handeln Sie beim nächsten Mal.
Denn: man kann das Leben nur vorwärts leben... 

Ihr Frank Schult

 

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